Sie sind hier
What a wonderful world
Heute geht es auf Safari. Im Addo Elephant National Park, etwa eine Stunde nördlich von Port Elizabeth, darf man für kleines Geld mit eigenem Auto – hier kommt mal wieder der Mietflitzer ins Spiel, sind wir nicht froh dass wir ihn haben – auf Erkundungstour gehen. Die Nacht verbringen wir in einer Backpackers/ Guesthouse/ Campingplatz – Mischung, die auch fünf-Bett-Safarizelte als Übernachtungsmöglichkeit anbieten. In einem solchen Zelt verbringen unsere erste Nacht „draußen“. Nach drei Tagen Regen, leider etwas kühler als man von Südafrika erwarten würde. Doch unsere Power-Schlafsäcke halten uns mehr als warm und so geht es frühzeitig ins Bett. Wir wollen um 6:30 Uhr aufstehen, um beim Öffnen der Tore in den Park fahren zu können.
Der Wecker versagte leider, was natürlich ein Anwenderfehler war – Melanies vorheriger 80%ige Lifestyle erlaubt leider keine Weckfunktion an Wochentagen die mit ‚F‘ anfangen und ‚reitag‘ aufhören. Zum Glück führt das frühe Schlafen gehen dazu, dass wir putzmunter um 7:00 Uhr aufwachen und so schaffen wir es dennoch sehr zeitig in den Park. Nach kurzer Orientierung und Karten-Studium geht es los. Besonders häufig sehen wir Kudus (der Leser könnte sich nun angeregt fühlen, in einem neuen Tab google zu öffnen). Besonders die Weibchen mir ihren riesen Ohren sehen sehr niedlich aus und schauen gerne mal hinter Büschen hervor. Aus der Ferne entdecken wir einen scheuen Black-backed Jackal und ein paar Yellow Mongoose lassen sich erahnen. Große Herden Zebras erfreuen sich am saftigen Gras, das durch die kühl-feuchten Temperaturen der letzten Tage so lecker aussieht, dass wir glatt auch mal probieren würden – müssten wir nicht im Auto sitzen bleiben. Einmal kommen wir einer Herde besonders nahe und so passieren uns drei Zebras ganz gemütlich auf dem Schotterweg. Gefühlt zum ersten Mal schauen wir uns diese Tiere richtig an. Nicht nur als Pferde an Karneval, sondern als eigene wunderschöne Art, die es verdient hat, etwas mehr Aufmerksamkeit zu bekommen.
Ein weiterer stetiger Begleiter unserer Self-made-Safari waren die Warthogs. Die sehen praktisch aus wie Pumba und sind wahnsinnig ulkig anzuschauen, wie sie mit erhobenen Schwänzchen trippeln oder laut schmatzend in Rekordtempo futtern. Da bekommt man auch Hunger und der Park hat eine Lösung parat. In einem umzäunten Bereich, sind viele voneinander durch Büsche getrennte kleine Grillecken aufgebaut, mit je einer geziegelten Grillfläche und einer Sitzecke. Hier machen wir uns ein Feuerchen und speisen ausgiebig über die Mittagszeit, in der sich die Tiere sowieso verkrümeln um der Mittagshitze zu entgehen. Ausserdem begutachten wir eine Magnettafel, an der man ausweisen kann, wo man die „besonderen“ Tiere am heutigen Tag bereits gesehen hat. Wir sind froh zu sehen, dass Elefanten im Süden gesichtet wurden. Dieser steht nach unserer Pause sowieso auf dem Plan.
Die Erwartungen sind groß, denn auch wenn uns bisher noch jedes Tier in Staunen versetzt hat... Addo Elephant National Park ohne einen Elefanten gesehen zu haben? Nicht mit uns! Eine Kurve, noch eine Kurve, vielleicht hinter dem Hügel? Wir fahren und fahren. Beginnen zu fürchten, dass die Elefanten weitergezogen sind, irgendwo ins Dickicht, denn rechts und links ist der Weg von sozusagen „elefantenhohen“ Büschen zugewuchert. Doch wollen wir mal optimistisch auf unseren Errungenschaften blicken. Wir haben einige tolle Anblicke erleben dürfen, ein Elefant muss ja nicht sein.
Wieder eine Kurve und dort steht ein Jeep. Was sieht er wohl? Wir pirschen uns heran, wollen nicht verschrecken, was auch immer dort stehen mag. ES. IST. EIN. ELEFANT. Fröhlich mümmelnd, stopft er sich Ast um Ast ins Maul, scheint hungrig der Racker. Nur zur Info er und seine Artgenossen speisen ca 16 Stunden pro Tag! Er ist viel kleiner, als das, wonach wir die ganze Zeit Ausschau gehalten hatten, so ein Elefantchen verschwindet scheinbar schnell mal zwischen den Büschen. Ausgiebig futtert er, dann ein Abschiedswinker mit dem Riesenohr und weg ist er, hinein ins Buschland, wo wir noch den Kopf eines weiteren Elefanten sehen können. Verzaubert von dem Anblick bleiben wir noch eine Weile stehen, unsere Mitstauner im anderen Auto fahren schon mal weiter. Schließlich reißen auch wir uns von dem Anblick wackelnder Büsche los, als wir plötzlich sehen, dass vor uns das andere Auto wieder stehen geblieben ist. Und auf es zu läuft ein „richtiger“ Elefant. Locker 3,5 Meter hoch, lange Stoßzähne, riiiiiesen Stampfer. Mit einigem Abstand schlendert er am Auto vorbei, dass ihm gerade mal bis zu Kniekehle reicht, schlägt seinen Weg ein und läuft nun... frontal auf unser Miniauto zu.
Da bleibt einem der Atem erst mal mächtig stocken. Vor allem als dieser Riese nicht auszuweichen scheint. Was tun? Aussteigen geht nicht. Wenigstens mal das Fenster hoch machen? Aber was, wenn das Geräusch ihn erschreckt? Also bleiben wir ganz ruhig sitzen, warten. Etwa drei Meter vor unserem Auto, scheint der Elefant die Existenz unseres gefühlt immer kleiner werdenden Autos zumindest anzuerkennen und schert gerade soweit aus, dass er etwa zwei Hand breit neben uns vorbeiläuft. W A H N S I N N. In uns explodieren praktisch die Urinstinkte. Luft anhalten, nicht bewegen, in den Sitz drücken, vielleicht kann man sich ja doch unsichtbar machen?! Selbst ohne böse Absicht, könnte dieses riesen Tier uns ordentlich platt machen. Doch er zieht einfach weiter, ganz entspannt und läuft in Richtung der jüngeren Tiere, die wir vorhin gesehen haben.
Vorsichtig wenden wir das Auto, mit Blickrichtung wieder zu dem Riesen. Und nach und nach kommt eine ganze Schar aus den Büschen, vor denen wir eben noch wie Blinde gestanden haben. Wir zählen insgesamt zehn, eine ganze Familie und darunter auch ein paar Junge. Wen wir eben persönlich kennen lernen durften, scheint der „Leithengst“ der Familie zu sein. Und der beschließt, dass alle zusammen doch am besten noch mal in unsere Richtung laufen sollten. So übertreffen diese 10 Elefanten glatt noch mal unseren Atemstillstand von vorhin. Denn nun marschieren sie links und rechts, dabei nicht weniger nah, an uns vorbei. Hier und da werfen sie tatsächlich mal einen Blick ins Auto. Und als würden sie die Situation für uns etwas entspannen wollen, geben sie im Vorbeilaufen ein fröhliches Pupskonzert. Na die Büsche haben wohl geschmeckt. Wir müssen lachen und genießen diesen Moment in vollen (wenn auch etwas müffelnden) Zügen.