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Die Welt von oben - Teil 1 Der Tafelberg
Nachdem wir gestern wie Wilde durch den Großstadtjungel jagten, versuchten ein indisches Visum zu beantragen (dabei vorerst scheiterten) und auf der Suche nach bekannten Stadtgebieten über Anblicke stolperten, die uns Kapstadt ein Stück näher ans Herzen legten, wollen wir heute die morgendliche „kühle" Luft ausnutzen und auf den Tafelberg marschieren. Zusammen mit den anderen early birds kommen wir in den Genuss des Sunrise Breakfast, dass in unserem Hostel nur zwischen 7:00 und 8:00 Uhr angeboten wird. Kaffee, zwei Toast, zwei Spiegeleier, zwei Scheiben Bakon, wie wir es nur aus dem Ofen unserer Lieblingsengländer kennen. Jackpot!!
Gestärkt machen wir uns auf zum Tafelberg - oder auch table mountain wie der international gebildet wirken wollende Tourist ihn zu nennen pflegt. Informationen im Internet nach sollte man sich an der Seilbahn orientieren und von dort abgehend die Wanderroute bezwingen. Wir nehmen es ja gerne mal nicht so genau, lieber ungefähr und stellen erst später fest, dass wir uns hier und da doch einen netten Umweg erlaubt haben.
Macht aber nichts, denn das Wandern ist des Lebens Lust und versetzt ins Staunen.
Höher und höher geht es die Stufen aus Steinen, die vielmehr für Riesen gemacht zu sein scheinen. Irgendwann kommen wir tatsächlich mal unter der Seilbahn her, da war sie aber auch schon zum letzten Mal gesehen. Nach etwa einer halben Stunden flachen Marschierens, immer an einer Kante des Tafelberges entlang, entwickeln wir erste Pläne, uns einfach querfeldein, durch das Geröll nach oben zu kämpfen um endlich auch mal wieder Höhenmeter gut zu machen. Derartiger Waghalsigkeit wird von einer plötzlichen Abzweigung ein Strich durch die Rechnung gemacht. Ab nun nur noch steil bergauf, so wird es die nächsten anderthalb Stunden weitergehen. Wieder auf stufenartigen Steinen.
Nicht lange und wir tummeln uns in Gesellschaft einer Horde munterer english-speakender Wandersleute. Wir hören Englisch, wir vermuten Engländer. Doch in Afrika ist nicht alles wie es scheint. Nicht alles englisch, was unter der Sonne Tomaten-rot anläuft. Bei einem Plausch mit einem Pärchen im Schatten des Berges, finden wir heraus, dass sie gebürtige Johannesburger sind. Seit 16 Jahren leben sie in Brighton, England. Zu Hause fühlen sie sich aber eigenlich nirgendwo. Und das ist doch irgendwie traurig und bringt einen zum Grübeln.
Überall in Kapstadt tummeln sich Weiße. An den Schulen, vor den Bürogebäuden zum Zigarettenpäuschen, im Kiosk, hinter dem Bartresen. Einwanderer? Wohl eher nicht. Vielmehr sind sie das Überbleibsel einer Kolonialzeit, die sich so ausdrucksstark sonst nur in der Architektur Kapstadts wiederfindet. Wir selbst ertappen uns immer wieder dabei, einen Weißen nach dem Weg zu Fragen, weil wir denken, er wird uns eher verstehen. Was für ein Irrtum! Und was für ein Trauerspiel. Denn weder gehören Sie zum berühmten „Westen“, noch gehören sie so richtig nach Afrika. Was sollen wir aus dieser Geschichte nur lernen?
Die letzten drei Tage, die ersten drei Tage unserer Weltreise, lehrten uns definitiv eines: Die Menschen in Kapstadt sind wahnsinnig freundlich, wie es scheint zu jederman. So kämpfen wir Wanderer am Tafelberg uns zusammen den Berg hinauf. Machen Witze, wenn uns eigentlich nach heulen – oder lieber einer Dusche – zumute ist und die Haut von der immer höher steigenden Mittagssonne zu brennen beginnt. Und wir schaffen es auf den Gipfel. Von hier ist Kapstadt ganz klein, das Meer ein endloses Wunder und wir sehen alles wie waschechte Welttronauten, von oben.
Zeit von der Bushalte stelle Kloof Nek bis auf den Tafelberg: 3,5 Stunden, ca. 800 Höhenmeter und 3 Liter Schweiss. Das Trinkwasser ging uns nach 2 Stunden aus... Was auch sonst :)