Sie sind hier
“If you’re going to San Francisco...”
Welch schöneren Weg Kalifornien zu erkunden, als die CA 1 entlang der Küste von Los Angeles bis San Francisco zu fahren. Welch schönere Reisegesellschaft als einen kleinen aber sehr feinen Teil unserer Familie. Und so geht es weiter auf unserer Reise...
Gelandet in der Stadt der Engel, Los Angeles, stranden wir in Anbetracht der unerwartet teueren Unterkünfte erst einmal beim Couchsurfen. Drei Tage lang „nisten“ wir uns bei einem Münchner Studenten ein, der sich einen wahrlich angemessenen Ort für sein Praktikum im „Special Effect Design“ ausgesucht hat und uns ordentlich Geschmack auf einige anstehende Blockbuster macht. Wer hätte gedacht, dass zwei Sekunden bröckelnde Wand einen Aufwand von bis zu zwei Wochen bedeuten können? Beim nächsten mal vielleicht doch lieber sprengen und einfach die Kamera drauf halten... Viel erwarten wir von LA eigentlich nicht, denn wenig Gutes kommt den meißten Dortgewesenen über die Lippen. Ein toller Tip klingt uns allerdings in den Ohren und den befolgen wir auch: Fahrrad mieten und cruisen.
Wir schlängeln uns vorbei an Baywatch-würdigen Bademeistern und fröhlich kiffenden „Green Doctors“, die ihr Geschäft mit dem neuerdings legalen Konsum von Marihuana machen – aber nur gegen Vorlage eines Gesundheitszertifikates im Wert von 30$! Drängen uns mit einer Horde von Skatern auf der schier endlosen Promenade von Santa Monica bis Venice Beach und bestaunen den ansteckenden Enthusiasmus einiger tanzender Rollschuhfahrer, die bei ballernden Lautsprechern ihre Runden drehen. Ganz wie in alten Zeiten. Schwitzen in der Sonne während wahre Turn-Talente das Reck und den Barren am freiluftigen „Muscle Beach“ bearbeiten. Was für ein verrückter, aktiver, lebenslustiger Ort.
Natürlich werfen wir auch mal einen Blick nach Hollywood. Die Anreise gar nicht so einfach – denn kein anderer als Barack Obama sorgt für ein absolutes Chaos im öffentlichen Verkehrsnetz. Gesehen haben wir ihn nicht, verflucht allerdings schon ein wenig, während wir umher irren auf der Suche nach einer nicht geschlossenen Bushaltestelle. Jaja, so ist das mit den Promis. Die schauen wir uns ja lieber in Ruhe als Sternchen auf dem Walk of Fame an :) Kurzzeitig unterbrochen jedoch von einer Promo-Aktion für „The Walking Dead“ und frei herumtorkelnden beeindruckend hergerrichteten Zombies. Woah, der kurze Schauer bleibt nicht aus, wenn sie starren Blickes auf einen zuwanken.
Und schneller als wir „TV-Programm“ buchstabieren können, kommt auch schon unser ersehnter Besuch in LA an. Sabrina und James, Melanies Schwester und ihr Liebster. Zusammen tun wir das einzige, was ein anständiger Amerikaner mit einem Funken Selbsrespekt tun würde: wir schaffen uns ein Auto an und entsagen dem Gehen... naja zumindest tuen wir so. Auf der wunderschönen Küstenroute, entlang der CA 1, fahren wir nach San Francisco. Probieren kalifornischen Wein in Santa Barbara, beobachten einen fröhlich röhrenden Haufen Seeelefanten und süppeln unser Papiertüten-getarntes Bier in Monterey. Dabei wird nie schneller gefahren, als 65 mph (etwa 105 km/h), die kalifornischer Maximalgeschwindikeit, welche Melanie und Sabrina zumindest versuchen unter den flatter-füßigen Jungs durchzusetzten.
In San Francisco wieder einmal mit Hotelpreisen über unserem Budget konfrontiert, richten wir uns zu viert in einer Airbnb Wohnung ganz in der Nähe, in San Mateo, ein. Wir genießen den Komfort und das Wohlgefühl eines „zu Hauses“ für ganze fünf Tage. Jeden Tag zieht es uns in eine andere Ecke der Bucht von San Francisco. Mal erobern wir die gesamte Innenstadt zu Fuß – kurzftistig schockiert vom Anblick der Massen an Junkies, die sich oft hinter nur einer „falschen“ Ecke tummeln und in voller Aktion konsumieren, aber langfristig schlichtweg staunend, angesichts des Auf-und-Abs der Straßen. Nicht ganz so lässig und kuschelig, wie wir es uns vorgestellt hatten, eben doch eine amerikanische Großstadt.
Dann wieder zieht es uns weiter raus aus dem Getümmel. Über die Golden Gate Bridge – am klassischen Kitsch-Foto kommen auch wir nicht vorbei – fahren wir zu den dahinter liegenden Muir Woods, wo man einige der gigantischen Sequoias, Küstenmammutbäume, bestaunen kann. Auch den sportlichen Fanatismus der Amerikaner, the American Football, lassen wir uns nicht entgehen und schauen uns ein Spiel der Oakland Raiders an. Während die ganz in Schwarz gekleideten, Fast-Food mümmelnden Fans bedrohlich ihren Schlachtruf „Raaaaaaiiiideeeerrrs“ brüllen, kommen wir allerdings nicht umhin uns zu fragen: wie wird man eigentlich sportlich von einem Sport, der alle fünf Sekunden anhält, damit man sich neu aufstellen kann?
So viele Eindrücke, so schöne Landschaften, so schön, Familie bei uns zu haben. Während Matthias die Anwesenheit eines willentlichen (denn britischen) Bier-Buddys in vollen Schlucken genießt, kommt auch Melanie bei ordentlicher Schwestern-Zeit auf ihre Kosten. Ganz nach Hollywood-Manier lassen sich die Damen eine Mani-Pediküre im Massagesessel verpassen und tratschen fröhlich über dies und jenes. In diesem Moment erreicht uns die Nachricht, des lang ersehnten Nachwuchses aus Zürich. Ein kleiner Mann wurde seinen stolzen Eltern geboren. Könnten wir uns in diesem Moment mehr auf Zuhause freuen? Darauf euch alle wieder zu sehen? Bald, bald, aber noch nicht jetzt. Erstmal genießen wir die Zeit mit Sabrina und James.