Sie sind hier

Von SA bis ZIM

Fehlermeldung

Deprecated function: The each() function is deprecated. This message will be suppressed on further calls in menu_set_active_trail() (Zeile 2394 von /var/www/web835/html/includes/menu.inc).

Nach einigen Tagen Aufenthalt in Pretoria sind wir endlich wieder stolze Pass-Träger (nun mit indischem Visum) und endlich abreisebereit. Nach vielem hin und her steht unser Beschluss fest. Es geht nach Simbabwe und zu den Victoria Falls. Im Volksmund: von SA (South Africa) nach ZIM (Simbabwe).

Mit einem Langstrecken Schlaf-Bus fahren wir die Strecke von der Hauptstadt Südafrikas Pretoria bis in die zweitgrößte Stadt – mancher würde es Dorf nennen – Simbabwes: Bulawayo. Die Fahrt soll etwa 16 Stunden dauern und geht natürlich über Nacht. Etwa nach der Hälfte überquert man die Grenze. Was uns leider nicht so ganz bewusst war: Dies ist einer der ineffizientesten, vollsten Grenzübergänge den die Menschheit je durchlaufen musste. Vielleicht auch etwas verblendet von unserer europäischen Personenfreizügigkeit, stellen wir uns aber erst mal optimistisch um 2:00 in der Nacht in die Schlange für unseren Ausreisestempel. Wahrlich eine Schlange, denn sie biegt sich mehrmals durch das Amt und reicht bis ins Freie wo immer mehr Menschen sich einreihen.

Der Stempel kommt schließlich dort hin wo er sein soll, das stimmt ja erstmal fröhlich und so fahren wir im Bus über die Grenze. Was uns hier, in Simbabwe erwarten ist praktisch Chaos. Endlose Schlange bei der Einreise und sobald alle Insassen eines Busses „abgestempelt“ sind, wird alles Gepäck auf die Straße geräumt. Wir müssen uns brav neben unseren Rucksack stellen und warten, bis der Zoll einen Blick darauf wirft. Was nach einem strengen Ablauf klingt, folgt einem wahnsinnig schleichenden Zeitplan. Wir stehen etwa eine Stunde neben unserem Gepäck, bis es wieder eingeräumt werden kann.

In zelebriöser Manier, soll nun der Bus etwa 100 Meter weiterrollen und jeder Fahrgast steigt als sorfältig Einreisender wieder ein. Wir warten 45 Minuten, bis der Bus endlich vorfährt und noch mal eine halbe Stunde, bis wir einsteigen dürfen. Als sorgfältig eingereiste Frostbeulen, die sich natürlich für Flip-Flops und nicht die warmen Wanderschuhe entschieden hatten. Insgesamt dauert der gesamte Grenzübergang 4 Stunden, von 2:00 bis 6:00 Uhr am Morgen... Vielleicht überlegt die Schweiz es sich noch mal die Personenfreizügigkeit zu gefährden, ist doch etwas Schönes!!

Völlig fertig kommen wir schlussendlich in Bulawayo an, sind froh einen munteren verlässlichen Taxifahrer zu finden und fahren mit ihm ins Hostel. Dort geht es einfach nur noch schlafen. Ob es an der chaotischen Nacht liegt oder vielleicht an der Malaria-Prophylaxe die wir gerade begonnen haben – wir werden den ganzen Tag nicht mehr richtig fit. Gut das das Hostel wirklich abgelegen liegt und man in Bulawayo (noch mal zur Erinnerung: zweitgrößte Stadt Simbabwes) ohnehin nichts unternehmen kann.

Am nächsten Tag sieht die Welt schon wieder ganz anders aus und wir sind erpicht darauf, weiter zu reisen. Unser eigentliches Ziel in Simbabwe sollen ja die Victoria Falls sein und die liegen noch ein ganzes Stück weiter im Norden. Im Supermarkt wollen wir uns eindecken für die 13 stündige Fahrt im Nachtzug. Verwöhnt von der riesen Auswahl und den günstigen Preisen in Südafrika erleben wir im Supermarkt erst mal einen Schock. Obst und Gemüse sind alt, die Auwahl ist insgesamt minimal und die Preise sind zum Haare raufen. Hier erlebt man hautnah, wie hart Zimbabwe zur Zeit darum ringt, den Kopf über Wasser zu halten. Nach einer Hyperinflation im Jahr 2009 gab der Staat seine Währung auf und handelt seit dem hauptsächlich in Devisen mit US Dollar, aber auch in den Währungen der Nachbarländer wie zum Beispiel Südafrikanischen Rand. Export kann nur sehr mager betrieben werden, sodass Zimbabwe schwer an physisch verfügbares Geld kommt, selbst drucken können sie nicht. Einer der aktuellen Höhepunkte dieses Trauerspiels ist, dass die Regierung bereits mehrmals die Gehälter der Staatsangestellten nicht zahlen konnte. Viele Betriebe sind an der wirtschaftlichen Krise zerbrochen, doch der Preis für Güter steigt. Die Arbeitslosigkeit liegt bei schwindelerregenden 70 bis 90%, je nachdem wo man nachliest – nur der Staat selbst behauptet nicht über 11% zu liegen. Wie man hier über die Runden kommt verstehen wir selbst nicht so genau. Uns schockiert schon der Preis für ein paar Pilze von knapp über 4€. Heute ist Sonntag und die Kirchen bersten vor singenden Gläubigern. Das mag helfen.

Unsere Reise im Nachtzug zu den Victoria Falls ist noch mal ein Erlebnis der ganz anderen Art. In diesen urigen Wagons finden wir unseren Schlafplatz in der ersten Klasse für 12$ pro Person, was einer zwei-Bett Kabine entspricht. Rein objektiv würde man sagen, das es in diesem uralten Wagon einfach nur dreckig und kaputt ist, außerdem schleicht der Zug ohne Ende und die Toilette stinkt. Rein subjektiv sind wir im Schlaraffenland! Wir können in einem Bett schlafen, werden dabei geschuckelt wie im Kinderwagen, können den Kopf rausstrecken und die Landschaft bestaunen. Genug zu Essen haben wir ohnehin dabei und sind auch nicht davon betroffen, dass die Gaszufuhr kaputt ist und der Esswagen geschlossen werden musste. Jede Verspätung kann unsere Zufriedenheit nur verlängern.

Mit einer rekordverdächtigen Verspätung von nur 2 Stunden kommen wir am nächsten Morgen um 10:00 Uhr im Dorf Victoria Falls an und erreichen putzmunter das Hostel. Dort hat man vor 15:00 Uhr schon mal gar nicht mit uns gerechnet und ist fasziniert, wie schnell der Zug war. In Victoria Falls ist es wirklich schön, das Dorf wirkt friedlich und dank der Nebensaison wimmelt es nicht von Touris, wie man meinen könnte. In diesem „Irgendwo im Nirgendwo“ trifft man wieder auf das Phänomen, dass regelmäßig Affen und Warzenschweine durchs Dorf dackeln und man Nachts vor Elefanten und Nielpferden gewarnt wird. Wir schauen uns ordentlich um und fühlen uns wirklich wohl. Dazu tragen auch die Hängematten bei, in denen ausgiebig Literatur aufgearbeitet wird. So kann hoffentlich das Gepäck bald etwas erleichtert werden, zur Zeit schleppen wir vier Bücher und ein Kindl mit uns rum und haben bisher immer nur Bücher ersetzt, statt die Anzahl insgesamt einfach zu verkleinern... Wer schmöckern will muss anscheinend schleppen. Wieder was gelernt.

Schließlich verbringen wir einen spannenden Abend in der Freiluftküche bei Bier und Wein mit Nick – einem Kenianer/ Engländer/ Südafrikaner, der zahllose Bücher mit seinen Erlebnissen füllen könnte. Er erzählt von Kenia und seinen nordischen Stämmen, von Ureinwohnern mit Kuh und AK47, dem manchmal wirklich spektakulären Scheitern der NGOs. Von Fahrten durch den Busch, Nächten in denen er vom Brüllen eines Löwen oder vom Grasen eines Elefanten direkt nebenan geweckt wurde, Menschen die er überall auf der Welt getroffen hat, darunter dem deutschen Jens aus Bayern, der nicht viel von den Ostdeutschen hält. So viel zu erzählen und zu alle dem zeigt der Fotograf uns zahlreiche Bilder. Ein toller Abend der unsere Augen und Ohren für die Welt wieder ein Stückchen weiter öffnet.

Außerdem auch ein Abend der uns eine Mitfahrgelegenheit zu den Victoria Falls am nächsten Morgen beschert. Das Donnern der Wasserfälle können wir bereits am Abend hören, eine Gischt-Säule so hoch, das man meint der Wald würde brennen, erkennen wir ebenfalls. Doch tatsächlich sehen werden wir sie erst morgen.

Wo wir sind...

Zentral & Südamerika
Position Hawaii
zum kompletter Reiseverlauf...

Erhalte eine Postkarte!

Ordensymbol
Erfülle uns einen Wunsch und die Belohnung aus der Ferne folgt sogleich. Klick auf den Orden um mehr zu erfahren...

Literatur & Filme

Cambodias Curse von Joel Brinkley [Buch]
Kambodschas Geschichte von Vorgestern bis Heute

Rumour of Spring von Max du Preez
[Buch]
Südafrika nach 20 Jahren Demokratie


Spielball Erde von Claus Kleber: [Buch], [Dokumentation], [IPad-App]
Kampf um knappe Ressourcen

12 Years a slave
[Buch],[Film]
Wahre Geschichte eines entführten und versklavten Amerikaners

Webseiten

Kiten im Paradies bei D&D Kitetravel

Infos über Zugreisen weltweit bei Seat61